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VORWORT DES VORSTANDS

Der Vorstand von links nach rechts:


AXEL STEPKEN, ISHAN PALIT, MATTHIAS J. RAPP

Sehr geehrte Damen und Herren,

als im Januar 2020 zunächst der TÜV SÜD-Standort im chinesischen Wuhan und wenig später weitere Standorte in China aufgrund einer „neuartigen Lungenerkrankung“ vorübergehend schließen mussten, ahnte wohl niemand, wie das Coronavirus schon wenig später die ganze Welt verändern würde. Bis heute prägt die Covid-19-Pandemie unseren Alltag – mit Kontaktbeschränkungen, Lockdowns, Reisebeschränkungen oder Grenzschließungen.

Auch wir bei TÜV SÜD mussten lernen, mit neuen Gefahren und Einschränkungen umzugehen: Seit Anfang 2020 koordiniert unser globaler Pandemiestab alle entsprechenden weltweiten Aktivitäten von TÜV SÜD. Wir haben neue Strukturen geschaffen, um unseren Geschäftsbetrieb auch in diesen Krisenzeiten so weit wie möglich aufrechterhalten zu können. Durch unsere konsequenten Hygiene- und Sicherheitskonzepte sowie angepasste Dienstleistungen haben wir es geschafft, auch in der Krise für unsere Kunden da zu sein.

Von Beginn an haben wir unser Handeln an drei Prinzipien ausgerichtet: Der Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ihrer Angehörigen stand und steht immer an erster Stelle. Wir haben zweitens alles darangesetzt, unseren Geschäftsbetrieb so umfassend wie möglich weiterzuführen, um – drittens – möglichst alle Arbeitsplätze bei TÜV SÜD zu sichern.

Heute können wir sagen: TÜV SÜD ist bisher insgesamt gut durch die Krise gekommen. Durch den konsequenten Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Lösungen zu mobilem Arbeiten sowie umfassenden Hygiene- und Sicherheitskonzepten konnten wir Ansteckungen während der beruflichen Tätigkeit minimieren.

Gleichzeitig ist es uns gelungen, unseren gesellschaftlichen Auftrag – den Schutz von Mensch, Umwelt und Sachgütern vor technischen Risiken – fast uneingeschränkt zu erfüllen. Auch in Zeiten von Pandemien müssen Druckanlagen, chemische Fabriken, Aufzüge oder das Auto regelmäßig geprüft werden. Unser Ziel war und ist es, trotz Corona das gleiche hohe Maß an Sicherheit zu gewährleisten wie in normalen Zeiten.

Bis auf wenige behördlich angeordnete und zeitlich beschränkte Schließungen von Prüfeinrichtungen in einigen wenigen Ländern konnten wir unseren Prüfbetrieb auch in der Pandemie aufrechterhalten. Unter großem Einsatz und unter Einhaltung aller vorgeschriebenen Vorsichtsmaßnahmen waren unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch 2020 bei unseren Kunden vor Ort. Gleichzeitig haben wir das Thema „Remote Audits“ – also Prüfungen aus der Ferne mithilfe digitaler Technologien – ausgebaut. Die Menschen können sich auch in Krisenzeiten auf TÜV SÜD verlassen!

Natürlich blieben die Einschränkungen im Zuge der Pandemie nicht ohne Auswirkung auf die Geschäftsentwicklung: Vor allem in Regionen mit hartem Lockdown sowie in Industrien mit komplexen internationalen Lieferketten bekamen wir das zu spüren. Auch bei der Prüfung von Konsumgütern mussten wir einen deutlichen Nachfragerückgang verkraften. Im Akademiegeschäft konnten wir über Monate hinweg keine Präsenzschulungen anbieten. Und auch Führerscheinprüfungen entfielen zeitweise ebenso wie medizinisch-psychologische Untersuchungen.

Aber es gab 2020 auch positive Entwicklungen: Die Nachfrage bei der Prüfung von Medizinprodukten entwickelte sich sehr gut. Und mit unseren Smart-Restart-Lösungen konnten wir Kunden in den verschiedensten Branchen weltweit helfen, ihren Geschäftsbetrieb nach den Lockdowns wieder hochzufahren. Auch unsere Hygiene-Audits und -Trainings schufen einen wesentlichen Mehrwert für unsere Kunden.

Angesichts der weltweiten Turbulenzen sind wir mit dem Geschäftsjahr 2020 zufrieden: Unser Umsatz ging nur leicht um 4 Prozent auf 2,49 Mrd. Euro zurück. Das EBIT lag mit 172 Mio. Euro um 15,2 Prozent unter dem Vorjahreswert. Hinzu kommt: Wir konnten die Arbeitsplätze erhalten und bis auf einige wenige Bereiche auch Kurzarbeit im Unternehmen vermeiden und so unserer Verantwortung als Arbeitgeber gerecht werden.

Aufgrund dieser robusten Geschäftsentwicklung und des soliden Wirtschaftens vergangener Jahre sind wir in der Lage, weiter gezielt zu investieren – und diese Investitionen aus eigener Kraft zu finanzieren. Dabei werden wir uns auf Themen rund um Digitalisierung und Nachhaltigkeit konzentrieren. In Asien sind neue Batterietestlabore für E-Fahrzeuge entstanden. Unsere neue Asien-Zentrale in Singapur, die Anfang 2021 bezogen wurde, setzt Maßstäbe für nachhaltiges Bauen und energieeffiziente Bewirtschaftung. In unserem Kompetenzzentrum „New Energy & Storage“ bündeln wir Know-how und Fähigkeiten rund um erneuerbare Energien und Wasserstoff. Und auch unser Engagement in der „Charter of Trust“, einer globalen Initiative zur Förderung der Cybersicherheit, wird bei den relevanten Interessengruppen deutlich wahrgenommen.

Beispielhaft für viele erfolgreiche Projekte steht unser Smart Industry Readiness Index SIRI, den wir gemeinsam mit dem Singapore Economic Development Board entwickelt haben. Mehr als 340 Unternehmen aus aller Welt haben das entsprechende Assessment bereits durchlaufen, schon bald sollen es doppelt so viele sein. Gemeinsam mit dem Weltwirtschaftsforum sowie anderen namhaften Partnern aus Industrie und Beratung wollen wir SIRI als globalen Standard für die Industrie-4.0-Transformation etablieren, die Assessoren ausbilden und uns so weltweit als Partner für Industrie 4.0 positionieren. Auch in Bezug auf unsere eigene Nachhaltigkeit haben wir 2020 einen wichtigen Meilenstein erreicht und in einem Statusbericht unsere Leistungen transparent gemacht. Künftig wollen wir dies jährlich tun, denn Transparenz ist die Voraussetzung für das Vertrauen unserer Kunden – auch und gerade, wenn es um die Nachhaltigkeit unseres Handelns geht.

Das tragische Unglück in Brumadinho, Brasilien, bei dem im Januar 2019 ein Damm einer Eisenerzmine gebrochen war, seine vermutlichen Ursachen und Auswirkungen auf die Menschen und die Natur im Gebiet Brumadinho haben TÜV SÜD auch 2020 intensiv beschäftigt. Mehr als zwei Jahre nach dem Unglück ist die Ursache für das Unglück nicht abschließend geklärt. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Ingenieure bei ihrer Arbeit keine Fehler gemacht haben und unterstützen weiterhin die Ermittlungen in Brasilien und Deutschland.

Im Frühjahr 2021, mehr als ein Jahr nach dem weltweiten Ausbruch des Coronavirus, befinden wir uns noch immer mitten in der Pandemie. Niemand kann konkret sagen, wann wir zu mehr „Normalität“ zurückkehren können und welche Folgen die Krise mittel- und langfristig haben wird. Eines aber wissen wir: Unsere Leitplanken bleiben auch künftig Unabhängigkeit, Neutralität, Qualität und Kompetenz. Das Vertrauen der Menschen in TÜV SÜD und in die Leistung jedes Einzelnen im Unternehmen ist der Schlüssel für unseren Erfolg. Dieses Vertrauen immer wieder aufs Neue zu schaffen und zu bestätigen, gelingt uns seit mehr als 150 Jahren – und ganz gewiss auch in Zukunft!

München, den 26. März 2021
Der Vorstand der TÜV SÜD AG

Prof. Dr.-Ing. Axel Stepken
Vorsitzender des Vorstands

Ishan Palit
Mitglied des Vorstands

Dr. Matthias J. Rapp
Mitglied des Vorstands